Herbstveranstaltung 2011

Herbstveranstaltung der IGöV Ostschweiz
Samstag, 22. Oktober 2011
Vormittag: Bahnhofumbau Sargans;
Nachmittag: Bergwerk Gonzen

Die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr Ostschweiz führte dieses Jahr ihre traditionelle Herbstveranstaltung aus aktuellem Anlass in Sargans durch. Behörden und Verbände, so auch die IGöV- Ostschweiz, fordern, dass der IC-Halbstundentakt in Sargans in erster Priorität und der Doppelspurausbau Buchs- Sevelen realisiert werden. Mit einer Interpellation “IC- Halte Zürich- Chur halbstündlich in Sargans” brachten die Kantonsräte Tinner, Zoller, Altenburger (mit 82 Mitunterzeichnenden) das Anliegen bereits im Jahr 2010 bei der Regierung ein. Der Anlass am letzten Samstag bot nun den knapp 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmern Gelegenheit, diesen und weiteren Anliegen und Fragen durch Informationen aus erster Hand nachzugehen.

Nach dem Begrüssungkaffee in der umgebauten Lokremise des Bahnhofs Sargans stellte Felix Feurer, Leiter Netzentwicklung SBB Zürich/Ostschweiz, in seinem Referat zuerst die Langfristperspektive beim weiteren Ausbau des Schienenverkehrs dar. Die Eisenbahn ist ein Volksgut und geniesst eine fast einmalig hohe Akzeptanz. Weitere Ausbauschritte sind spektakulär – aber immer wichtiger wird angesichts der hohen Dichte die Erhaltung der Infrastruktur mit entsprechenden Kosten. Bei der kürzlichen Vernehmlassung zur FABI-Vorlage (Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur), einem Gegenvorschlag des Bundes zur öV- Initiative des VCS, wurden erwartungsgemäss deutlich mehr Ausbauwünsche als Lösungsvorschläge zur Finanzierung eingereicht.

Die IGöV Schweiz hat sich an der Vernehmlassung beteiligt und sich dabei auch zur Finanzierung geäussert: Sie verlangt im Sinne der VCS-Initiative v.a. weitergehende Beiträge aus den Mineralölsteuern und einen Verzicht auf eine Kostenbeteiligung der Kantone.

Die FABI-Vorlage wird nächstes Jahr im Parlament behandelt und kann frühestens 2016 in Kraft treten. F. Feurer erläuterte das darin geplante strategische Entwicklungsprogramm STEP der Bahninfrastruktur mit  Ausbauschritten 2025, 2030 und 20xx. Langfristig folgt auf den Hauptachsen ein 1/4-h-Takt und auf den übrigen Linien des Fernverkehrs ein 1/2-h-Takt, also z.B. von Zürich nach Bern jede Viertelstunde ein Schnellzug. Für den Bereich Zürich/Ostschweiz sind im 1. Ausbauschritt v.a. eine Kapazitätssteigung Bassersdorf/Dietlikon-Winterthur und Leistungssteigerungen Winterthur und östlich Winterthur sowie Perronverlängerungen St. Gallen-St. Margrethen und St. Gallen-Romanshorn enthalten, im 2. Schritt u.a. eine Kapazitätssteigerung Rapperswil- Uznach.

Als nächstes ging F. Feurer auf die S-Bahn-St. Gallen ein, welche 2013 die Beschleunigung des REX mit optimierten Anschlüssen nach Zürich und ins Bünderland sowie die Verlängerung der S-Bahn Altstätten-Sargans-Walenstadt (neuer Ringzug um den Kanton SG) bringt. Allerdings ist auf der Strecke Buchs-Sargans nur ein Halt in Sevelen möglich, der übrige Regionalverkehr erfolgt auf dieser Strecke mit Bus. Ebenfalls Verbesserungen gibt es in der Region Walensee-Sarganserland.Zum IC-Halt in Sargans führte F. Feurer aus, dass die mit dem Fahrplan 2011 eingeführten Zusatzzüge Zürich-Chur in den Jahren 2012 und 2013 in Sargans halten werden. Ab 2014 sind diese Halte der Zusatzzüge jedoch nicht mehr möglich, da sie mit dem Angebot der S-Bahn St. Gallen und mit der 4.Teilergänzung der S-Bahn Zürich zwischen Sargans-Pfäffikon SZ  nicht verträglich sind. Langfristig (Horizont FABI, Ausbauschritt 2025) soll mit dem regelmässigen Halbstundentakt des IC Zürich – Chur auch ein Halt in Sargans ermöglicht werden. Massnahmen werden zur Zeit geprüft und erarbeitet. Eine Frage aus dem Publikum, warum sich die SBB gegen die geringfügigen Interessen der March nicht durchsetzen können, beantwortete F. Feurer dahin, dass das volle Takt- Angebot der S-Bahn ab 2014 gegenüber dem Halt der  IC-Zusatzzüge vorrangig sei.

Beim Rollmaterial ruft wie bekannt v.a. der REX nach Ersatz. Dieser wird 2013 in Form eines 6-teiligen Doppelstockzugs geführt, wobei zwei Züge koppelbar sind.

Auf weitere Fragen aus dem Publikum wurde erklärt,

– dass auch der neue REX nicht unbegleitet geführt werden soll

– dass es im REX keine Sonnenstoren haben wird – weil keine bestellt wurden…

– dass die Immobilienverwaltung der Bahnhöfe neu organisiert wird und in Zusammenarbeit mit den Gemeinden     u.a. die WC-Situation verbessert werden soll.

 

Im anschliessende Referat sprach Christof Coray als Gesamtprojektleiter über den Bahnhofumbau Sargans. Er brachte zunächst einen kurzen Rückblick auf die Geschichte. Die Linie Rheineck-Sargans-Chur wurde 1858, jene nach Zürich 1859 eröffnet. Das grösste Problem bei den Bahnanlagen in Sargans stellte die Entsumpfung dar. Die damals gelegten Grundlagen gelten im Wesentlichen bis heute. Die grösstem Veränderungen gab es bei den Stellwerken und der Steuerung, welche heute von der Betriebszentrale “Ost” im Flughafen Kloten aus erfolgt. C. Coray schilderte dann den etwa 10-jährigen Planungs- und Ausführungsprozess beim Umbau mit anfänglich bis zu 30 Varianten. Bahntechnischer Ausgangspunkt war 2003 der unbefriedigende Zustand der Gleisanlagen mit sehr unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Als erstes wurde 2007 das Projekt “Bahnhofumbau” realisiert, welches für die Strecke Zürich-Chur einen Fahrzeitgewinn von 24 bzw. 33 Sekunden in der Gegenrichtung brachte. Beim Anschlussprojekt “HGV-Anschlüsse” wird für die Strecke St. Gallen-Chur ein Fahrzeitgewinn von 23 bzw. 33 Sekunden bei Durchfahrt und von 43 bzw. 53 Sekunden bei Halt resultieren. Dieser Teil, der durch HGV-Gelder mitfinanziert wird,  wird mit dem neuen Gleis 7 Ende 2011 in Betrieb genommen.

Für die Bahnkunden bedeutend ist v.a. der neue Bushof und die Verlängerung der Unterführung mit Zugang zur neuen, sehr grossen P+R- Anlage zwischen den Gleisanlagen und der Tiefrietstrasse. Nur noch deren Namen erinnert an das seinerzeitige Sumpfgebiet.

An die Ausführungen von C. Coray schloss sich ein Rundgang an, welcher die umfangreichen Arbeiten und ihren baldigen Abschluss deutlich machte. Dieser soll Mitte 2012 erfolgen und mit einem Fest im September 2012 gefeiert werden.

Nach dem Mittagessen im Restaurant Bergwerk besuchte die Gruppe das stillgelegte Gonzenbergwerk und wechselte damit von der Normalspur zur Schmalstspur, vom REX zum Stollenexpress und vom Thema Eisenbahn unter kundiger Führung zum Thema Eisenerzabbau.